Bauchweh und Verstopfung in Kaschmir - Fußreflex auf Reisen

Das war mal ein Erlebnis der ganz besonderen Art - eine Fußreflexzonenbehandlung im Himalaya, inmitten einer indischen Großfamilie und ohne auch nur ein Wort zu verstehen!

Eine wunderbare Patientinnengeschichte darüber, wie man sich “mit Händen und Füssen” jenseits von Sprach- und Kulturbarrieren verständigen, anderen etwas Gutes tun und eine sehr indische Art von Liebe erfahren kann.

Von Pantha Müller

Ein pastellfarbenes Hochplateau im Himalaya

Wir schreiben das  Jahr 1997 und ich sitze in Kaschmir auf dem Fußboden an die Wand gelehnt im Haus meines neuen Freundes Nissar.  

Genauer gesagt in Srinagar, in einem Viertel an einem kleinen Flüßchen gelegen, in der Nähe des Dal Lake , einem 21 Quadratkilometer großen See mitten im Himalaya auf etwa 1600 m Höhe. 

Atemberaubender Ort, man sieht am Horizont endlose Ketten von Berggipfeln,  eine Welt in dünnluftigen Pastellfarben, alle Menschen in Naturfarben oder schwarz gekleidet. Bunt ist der Rest von Indien, Kaschmir kaum.

Dharamsala

Grade hatte ich begonnen Chinesische Medizin zu lernen, da bekam ich große Zweifel. Die Chinesen, die chinesische Politik, na ja gut, oder eben genau nicht!

Liebte ich nicht immer schon Tibet, galt nicht immer schon meine Bewunderung diesen erdverbundenen und mir leuchtend erscheinenden Menschen, dem Himmel so nah wie nur wenige Völker dieser Erde, die nun ausgerechnet von dem Volk, dessen Medizin ich grade lernte, rücksichtslos erobert, getötet, gefoltert, ja, man kann sagen ausgerottet wurden und werden?

Es ließ mich nicht in Ruhe, es drängte nach Untersuchung, Klärung, hatte ich mich vertan, sollte es die tibetische Medizin werden? Wo würde ich sie finden - wir reden hier von Ende der 90er Jahre... 

Mein Entschluß stand fest, wenn ich mich in diese exotische Medizin vertiefen würde wollte ich sicher gehen, es an der richtigen Stelle zu tun.

Dharamsala war mein Ziel, der Exilort der Tibeter, leichter erreichbar als Tibet, Indien kannte ich ein wenig, es gab eine Freundin in Dheli, also flog ich los.

Ein Leben im Himalaya? Ich glaube nicht!

Schnell stellte ich fest, tibetische Medizin zu lernen erfordert ein Leben im Himalaya, ich würde bleiben müssen, einen Arzt finden, der mich ihm folgen läßt, tibetisch von Schriftrollen lernen damit ich dann studieren kann und Deutschland und meine Freundesfamilie aufgeben. 

Das wollte ich nicht, also gab ich die Idee, grade in Dharamsala angekommen, innerhalb von 3 Tagen auf.

Kaschmir

Da war ich nun, allein in dieser kleinen Bergstadt. 5 Tage später hörten die Teachings seiner Heiligkeit  auf an denen ich eng aneinander gedrängt mit unzähligen Tibetern und ohne  ein Wort zu verstehen teilgenommen hatte.

Ich blieb zurück mit buddhistischen Touristen aus aller Herren Länder. 

Und mit Tibetern und Kaschmiris, die man überall in Indien trifft wo sie Handel treiben und Geschäfte machen.

Die Abendessen mit jungen Buddhisten, die mir die Welt erklären, langweilten mich sehr, das konnte ich auch zu Hause haben.

Meine Händlerseele meldete sich, denn damals betrieb ich "Frau Holle" in der Bonner Altstadt, Schmuck und Mode waren mein Ding. 

So klapperte ich die Lädchen ab und traf Nissar aus Srinagar, der mit Schmuck handelte.

Kaum eine Woche und unzählige Ängste später fand ich mich in Kaschmir wieder und wohnte  bei Nissars  Familie. Ich war die einzige Europäerin weit und breit. 

Kaum jemand sprach Englisch und ich wurde rasch zu einer von ihnen, gekleidet wie sie, denn es war sehr kalt, und nahm teil an einem recht schlichten, aber für mich spannenden Leben.

Es gab Krankheiten, wie überall auf der Welt, und Nissar, mein guter Freund, dem ich mich anvertraut hatte um nach Kaschmir zu reisen und diesen Tagebuch schreibenden jungen Reisenden zu entkommen, vertraute auch mir. 

Und so begann ich zu behandeln.

Fußreflex in Srinagar

Der als Tür dienende Vorhang des Hauses in dem wir wohnen wird von einer zarten braunen Hand beiseite geschoben, einer der Nachbarn kommt zu Besuch. Schon einige waren da, nicken mir zu, begrüßen mich, nehmen die deutsche Frau mit den kurz geschnittenen Haaren in Augenschein.

Ein freundlicher Mann zeigt mir stolz sein Baby - es hat blaue Augen wie ich! Auch gibt es bereits Gerüchte über mich, ein Ruf, dem ich in keiner Weise gerecht werde eilt mir voraus - die weiße Frau, die den Koran studiert hat sagen sie. Völliger Unsinn, noch nie hatte ich einen Blick in den Koran geworfen; später wieder zu Hause in Bonn habe ich das pflichtschuldig versucht, bin aber nicht sehr weit gekommen.

Heute ist es etwas anders, der Besucher spricht mit Nissar, der nickt und teilt mir mit, daß der Nachbar eine kranke Mutter hat und Hilfe braucht. Nun denn, im Januar hatte ich just meine Heilpraktikerprüfung bestanden. Was ich schon lange und bereits damals ganz gut konnte war Fußreflex

Keine Chance der Sache zu entkommen, also tu ich souveräner als ich bin und auf geht´s zum Nachbarn -  natürlich in Nissars Begleitung.

Behandeln im Wohnzimmer

Da höre ich sie schon die Patientin, eine weinende und laut lamentierende alte Dame, die sich krümmt und den Bauch hält. Der tut ihr weh, unübersehbar. Ich denke ach Du lieber Himmel, Ruhe bewahren und Fakten sammeln. Seit 2 Tagen hat sie starke Bauchschmerzen, das Allerschlimmste ist, nach Aussage der komplett um sie versammelten Familie, sie kann keinen Reis essen.  

Katastrophe, man sieht es allen besorgten Gesichtern an und hört es deutlich am Jammern der alten Dame.  Sie kann nichts verdauen, der Bauch ist voll und leert sich nicht. Was ist zu tun?

Ich will mit ihr im Schlafzimmer verschwinden um ihr in Ruhe die Füße zu massieren. Das Erschrecken ringsherum ist groß. Ich merke, das ist eine falsche Idee für indische Menschen. Privatsphäre? Eher eine westliche Vorstellung. 

Also betten wir sie entspannt mitten ins Wohnzimmer. Jetzt stimmt die Welt wieder denn alle sind dabei, nehmen intensiv Anteil und reden laut durcheinander -  nur ich verstehe wie immer kein Wort.

Wie behandelt man Bauchweh am Fuß ?

Sobald ich die Füße der Dame in Händen halte beginnen diese ihre gewohnte Arbeit. Sie streichen, tasten, finden schmerzhafte Stellen, üben Druck aus und massieren. 

Dann die erste gezielte Runde durch die Zonen der Organe, Niere, Blase, Leber, Gallenblase, Milz, Lunge. Alle schauen gebannt, ich muß sehr zart sein, sonst jammert die süße alte Frau sofort wieder los wie ein kleines Kind und alle auf einmal trösten sie, alle halten sie irgendwo fest und fühlen mit. 

Liebe ist glaube ich das Wort was ich am meisten mit Indien verbinde.  

Da die Dame sich allmählich beruhigt und Jeder so langsam Vertrauen zu mir hat - ich nehme an das ist Nissars Werk , denn ich höre ihn ständig reden -  gehe ich in der zweiten Runde an die Zone des Magens, von der ich annehme, daß sie recht druckempfindlich sein wird,.

Nach einer Weile des Knetens und Drückens öffnet sich das Gewebe unter meinem Daumen. Es wird weich und gibt nach und der Magen entspannt sich, es gurgelt laut aus dem Bauch der alten Dame. Ohs und Ahs des Erstaunens sind zu hören, ich bin beruhigt, es tut sich was! 

Jetzt erst gehe ich an die betroffene Zone bei Verstopfung, den Dickdarm. 

Knallhartes Gewebe unter meinem Daumen, es braucht Zeit, Ruhe und immer stärker werdende kräftige kurze Impulse, sprich festen Druck, in die brettharte und verknotete Zone des Dickdarms. 

Da diese Zone erst recht schmerzempfindlich ist baue ich auch hier den Druck allmählich aber deutlich auf, dann tut es ihr nicht weh. Ich sehe am Gesicht wie weit ich gehen darf weil es schnell und spontan den Schmerz zeigt. Hat es sich wieder entspannt gehe ich tiefer. 

Nach einer Weile will sie aufstehen, will weg, jetzt bin ich erschrocken.  Was hat sie? Hab ich was falsch gemacht? Ihr zu weh getan oder irgendwelche mir unbekannten kulturellen Tabus gebrochen?

Verdauung gut - alles gut

Zwei Frauen begleiten sie raus, alle scheinen aber zufrieden zu sein. So ein bißchen Kirmesstimmung herrscht, Tee und Gebäck wird gereicht und ich verstehe mal wieder nichts, bis sie strahlend wiederkommt und es sich rausstellt  daß sie auf der Toilette war. Ein voller Erfolg !

Wir reden noch ein bißchen, die alte Dame ist überglücklich und jetzt, wo wir entspannt sind und die Menschen wieder Geschichten erzählen erfahre ich, daß sie ein schwaches Herz hat und oft müde ist weswegen ihr der Arzt im Krankenhaus ein Eisenpräparat gegeben hat. Jetzt verstehe ich die Verdauungsschwierigkeiten, Eisenpräparate sind einfach schwer verdaulich.  

Ich rate dazu daß Stärkungsmittel abzusetzen, ganz Frau Doktor, verordne leichte Kost, viel Tee und Spaziergänge und bin der Held der Stunde. Und bin wieder einmal dankbar, daß man Fußreflex in den Händen hat und somit immer dabei!

Und wenn Du jetzt mehr zu unserer speziellen Art der Fußreflexzonenmassage erfahren möchtest, kannst Du einfach hier weiterlesen:


Hat Dir dieser Artikel gefallen und möchtest Du den nächsten nicht verpassen? Dann abonniere hier unseren monatlichen Newsletter und bleibe auf dem Laufenden über die neuesten Blog-Beiträge zum Thema emotionale Heilung, unsere aktuellen Kursangebote, Sonderaktionen und vieles mehr: