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Lynn Haetzel | Schulleitung, Akupunktur, Fußreflex

Mein erstes Leben

Ich wurde 1972 in Berlin geboren. Nachdem mein erster Berufswunsch im Alter von etwa 8 Jahren „Tierärztin“ lautete, begann ich schon als Teenager mich für die menschliche Psyche zu interessieren. Ich las viel darüber und mit 18 wollte ich dann Psychologie studieren, begann gleichzeitig meine erste Psychotherapie. Da diese Studienwahl in meiner Familie auf Ablehnung stieß und ich selbst auch nicht ganz überzeugt war, entschied ich mich dann mangels anderer Ideen erstmal dazu, einer alten Familientradition zu folgen und Jura zu studieren.

 In Rekordzeit absolvierte ich Studium und Referendariat, legte erstes und zweites Staatsexamen ab und wollte danach schon mit Rechtswissenschaften eigentlich nichts mehr zu tun haben. Ich hatte keine Lust dazu, mich mit anderen darüber zu streiten, „ob das verlegte Rohr nun 1,5 oder 2 m lang war“; mein Interesse galt den Menschen. Aber noch fehlte mir die Orientierung, die zündende Inspiration, wohin es denn nun für mich gehen könnte; außerdem wollte ich später nicht bereuen, es nicht wenigstens einmal mit all dem Gelernten versucht zu haben. Also nahm ich einen Job als Anwältin in einer Bonner Kanzlei an und geriet dort in das Dezernat für Bau- und Architektenrecht. Die Inhalte interessierten mich recht wenig, auch hier war es allein der Kontakt mit den Menschen, der einen gewissen Reiz für mich hatte. Die Arbeitsbedingungen erwiesen sich zudem als schädlich für mich; der ständige Druck verursachte Schlafstörungen, Panikattacken und Rückenbeschwerden.

 

Der erste Umbruch

Eines Tages arbeitete ich an einem Fall, in dem es tatsächlich darum ging, „ob das verlegte Rohr nun 1,5 oder 2 m lang war“ – und ich dachte: „Ok, jetzt reicht´s! DAS genau wollte ich nie tun, was mache ich eigentlich hier?!“

Ich war reif für einen Umbruch. Genau in dieser Zeit nahm ein Freund mich mit zu den Tagen der offenen Tür in einer Bonner Heilpraktikerschule – und ich erlebte eine Offenbarung. Ich hatte kaum einen Fuß in das Gebäude gesetzt und auf einmal wußte ich: hier will ich hin, das ist meine Welt, hier bin ich richtig! Mein Herz ging auf, ich wurde ganz aufgeregt und endlich hatte ich die lang ersehnte Inspiration – ich werde Heilpraktikerin!

 Und so war es – ich meldete mich für die Ausbildung an und werde nie meinen ersten Schultag vergessen, dieses Gefühl puren Glücks über die Erfahrung, endlich etwas lernen zu dürfen, was mich wirklich interessierte!

 

 Die Chinesische Medizin

Die nächste Offenbarung erlebte ich dann in der ersten Begegnung mit meiner heute besten Freundin und Kollegin Pantha Müller, die an meiner Schule Fußreflexzonentherapie und Chinesische Medizin unterrichtete. Wieder war ich wie vom Blitz getroffen, fasziniert von dieser ungewöhnlichen Frau, ihrem Mut, ihrer Unverblümtheit, ihrer Tiefe. Was immer diese Frau unterrichtete, DAS wollte ich lernen, SO wollte ich werden – und geriet als nächstes in den Bann der Klassischen Chinesischen Medizin. Die poetischen Bilder dieser alten Welt berührten mich zutiefst, fanden einen Weg jenseits meines Verstandes direkt in mein Herz und eröffneten mir eine völlig neue Sicht auf die Welt und auf mein ganz persönliches Leben.

Diese neuen Erkenntnisse waren nicht nur angenehm, sondern zum Teil überaus schmerzlich – ich kam in Kontakt damit, wie kopflastig, wie eng und unlebendig mein bisheriges Leben sich anfühlte, wie wenig ich „im Fluß“ war, wie sehr ich bisher an mir vorbei lebte. Wieviel Angst ich hatte, wie klein ich mich machte, wie sehr ich mich verbog, was ich mir alles nicht erlaubte. Wo ich überall faule Kompromisse einging für vermeintliche Sicherheit, um geliebt zu werden, für den Erhalt meiner Komfortzone.

 Und ich wollte weg davon, hin zu mir, herausfinden, wer ich eigentlich war unter all dem, unter der angelernten Rüstung, die mich einengte und in der ich mich starr und schwer und unbeweglich fühlte.

 

 Der zweite Umbruch

So schickte mir das Leben mehr Lehrer. Über Pantha lernte ich eine Gruppe von Menschen kennen, die gewählt hatten, anders zu leben, offener, lebendiger, authentischer, mutiger, freier, und ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und schloß mich ihnen an. Ich zog zu meiner neuen Wahlfamilie – und war am Anfang überhaupt nicht in der Lage, an so viel Leichtigkeit, Lebendigkeit und Freundlichkeit wirklich teilzuhaben, so viel Offenheit auszuhalten. Also begab ich mich wieder in Therapie, stellt mich vielen intensiven Entwicklungs- und Heilprozessen, begegnete in dieser Zeit vor allem meinen lange verdrängten Schatten. Lernte über Jahre, sie nicht mehr zu fürchten, sondern zu integrieren, und gewann so ganz allmählich, Krümel für Krümel, mein Selbstgefühl zurück.

 Auf diesem Weg bin ich noch immer, um einiges leichtfüßiger, spielerischer inzwischen – und unendlich dankbar, diese Chance erhalten und auch ergriffen zu haben.

 

 Zurück zur Chinesischen Medizin

In dem Maße, in dem ich mich von meinen seelischen Altlasten befreite, begann ich, meine Beziehung zur Chinesischen Medizin zu vertiefen. Noch während meiner eigenen Ausbildung fing ich an, in anderen Kursen zu assistieren, sowohl für Fußreflexzonentherapie als auch für Akupunktur. In 2004 eröffnete ich meine eigene Praxis, gab nebenbei auch Heilpraktikerunterricht in westlicher Anatomie, Physiologie und Pathologie.

 Im Jahre 2006 begann ich, als Dozentin für Chinesische Medizin und Fußreflexzonentherapie zu unterrichten, in 2010 eröffneten wir das XinBao-Institut in Köln. Beseelt von dem Wunsch, soviel wie möglich an meine Patienten und meine Schüler weitergeben zu können und diese zutiefst beeindruckende und berührende Heilkunst immer mehr und besser zu verstehen und zu beherrschen, suchte und fand ich auch hier mehr Lehrer, allen voran meinen hochverehrten und innig geliebten Lehrer für Klassische Akupunktur und Freund Donald Halfkenny; ich fing an, an diversen Aus- und Weiterbildungen in Chinesischer Arzneimitteltherapie und Klassischer Chinesischer Akupunktur teilzunehmen (u. a. an der 2-jährigen Ausbildung in klassischer Ein-Nadel-Stil-Akupunktur bei Donald Halfkenny) , kaufte und las Bücher, Bücher, Bücher, und wieder eröffneten sich völlig neue Welten.  Man sagt nicht umsonst, es brauche 800 Jahre, um Chinesische Medizin zu lernen!

 Für mich ist das eine schöne Perspektive – ich liebe es, zu studieren und bin glücklich, in einem Gebiet gelandet zu sein, in dem ich damit nie aufhören muß. Tägliche Meditations- und QiGong-Praxis unterstützen meine Bewegung nach innen.

 

 Die Verbindung der Welten

Ich erlebe heute den großen Luxus, in meiner Arbeit zwei meiner wichtigsten Welten miteinander verbinden zu können, den Weg persönlicher und spiritueller Entwicklung mit dem Praktizieren und Unterrichten der Chinesischen Heilkunst zu verweben.

Ich werde selbst auf beiden Pfaden immer auch eine Lernende bleiben, was sich für mich sehr gesund, lebendig und reich anfühlt. Und ich freue mich über jeden, der Lust hat, mich ein Stück auf diesem Weg zu begleiten und darüber vielleicht seine eigene Inspiration zu finden!

 

 Noch eine Welt

Die dritte wichtige Welt in meinem Leben - meine Liebe zur Musik und zum Gesang – lasse ich bewußt privat. Ich singe seit 2003, seit 2008 Jahren stehe ich mit meinen Bands und diversen Gesangsprojekten auf der Bühne. Ich tue das im Wesentlichen aus Freude am Singen und am Musik machen mit Freunden.

Musik nährt meine Seele und beim Singen fällt alles andere von mir ab – eine wundervolle Ergänzung und ein heilsamer Ausgleich in meinem überaus bewegten Leben.