Als erstes erkrankt das Wesen oder Wozu schreiben wir diesen Blog?

Wozu schreiben wir diesen Blog? In erster Linie, um möglichst viele Menschen mit Ideen und Inhalten zu erreichen, die unser eigenes Leben nachhaltig verändert haben und stets weiter bereichern und die wir deshalb gerne mit Euch teilen möchten. Verändert hin zu mehr Lebendigkeit, mehr Freiheit, mehr Authentizität, mehr Kreativität, mehr Selbstgefühl - und aus all dem resultierend mehr Gesundheit. In unserer Arbeit als Behandler- und Lehrerinnen erleben wir immer wieder, dass wir letztlich alle mit denselben Fragen, denselben Konflikten und denselben grundlegenden Themen konfrontiert sind. Und wie sehr die Art und Weise, wie wir auf die Herausforderungen des Lebens antworten, darüber bestimmt, wie es uns geht.

Oder noch deutlicher ausgedrückt: wie wir leben bestimmt darüber, ob wir zufrieden oder frustriert sind, satt oder bedürftig, lebendig oder automatisch, gesund oder krank. Und zwar wie WIR leben, wie WIR unsere Realität gestalten, was WIR in unserem Leben manifestieren, welche Antworten WIR dem Leben geben. Und das hat sehr viel mit Chinesischer Medizin, so wie wir sie verstehen, zu tun. Die Klassische Chinesische Medizin geht davon aus, dass jedenfalls alle inneren Erkrankungen durch nicht frei und gleichmäßig fließende Emotionen verursacht sind.
„Als erstes erkrankt das Wesen.“ ist einer der zentralen Sätze aus einem der 5 Klassiker der Chinesischen Medizin, dem Suwen.

Sie geht weiter davon aus, dass wir nur etwa 20 Prozent an Gesundung über entsprechende Behandlungen z.B. mit Akupunktur oder Kräutermedizin erreichen können – die übrigen 80 Prozent passieren über unsere Lebensführung. 80 Prozent! Deshalb ist es so entscheidend wichtig, dass wir alle viel mehr darüber lernen, wie wir unser Leben aktiv und eigenverantwortlich so gestalten können, dass es unserem Wesen immer mehr entspricht.

Wir haben zwar oft keinen Einfluss darauf, was von außen an uns herangetragen wird (z.B. an Konflikten, Herausforderungen, Krisen, Dramen), aber wir entscheiden darüber, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen, wie wir sie beantworten – und damit auch zu einem guten Teil, wie wir uns damit fühlen. Wir alle treffen permanent solche Entscheidungen – der Unterschied liegt nur darin, ob wir dies bewußt tun oder nicht. Ob wir uns noch als Opfer der Umstände fühlen oder nicht lieber Täter sein wollen in unserem Leben.

 

Ein Beispiel aus der Praxis (zur besseren Anschaulichkeit etwas vereinfacht):

 Die Leber gilt in der Chinesischen Organlehre als der General. Sie hat den Überblick und ist zuständig für alles, was mit Logistik, Planung und Strategie zu tun hat. Sie ist weiterhin dafür verantwortlich, einen geordneten und gleichmäßigen Fluss von Energie und Blut in unserem Körper und Geist aufrecht zu erhalten.

Die Leber plant und organisiert also, wie unser Tag heute aussieht, wann wir aufstehen, was wir frühstücken, anziehen, wann wir aus dem Haus gehen müssen, um rechtzeitig bei unserem Tagwerk anzukommen. Was wir heute brauchen, um unsere Arbeit gut zu erledigen, in welcher Reihenfolge wir welche Tätigkeiten sinnvollerweise ausführen, wen wir ggf. über etwas informieren müssen etc.

Wann wir die Kinder von der Schule/dem Kindergarten/dem Sport abholen, etwas einkaufen, noch mit unserer Mutter telefonieren und was wir zum Abendessen kochen wollen. Sprich: die Leber ist allein mit solchen Aufgaben den ganzen Tag gut beschäftigt – und zwar nahezu pausenlos. Unsere Leber ist in unserer modernen Welt mit all ihren unzähligen und noch dazu sehr komplexen Anforderungen eigentlich permanent am Rande ihrer Kapazitätsgrenze – oder bereits darüber hinaus. Denn für all diese Aufgaben hat sie nur eine bestimmte Kapazität zur Verfügung; wenn diese ausgeschöpft ist, entsteht Stress. Die Leber bekommt zunehmend Schwierigkeiten, den sanften Fluss der Energie in unserem Körper noch zu gewährleisten, sie beginnt zu stagnieren. Da sie (neben ihren vielen anderen Aufgaben) auch für die Aufrechterhaltung eines angemessenen Muskeltonus sowie für die Geschmeidigkeit von Sehnen und Bändern zuständig ist, macht sich eine solche Stagnation häufig hier zuerst bemerkbar: Nackenverspannungen, Spannungskopfschmerzen, Steifigkeit in Muskeln, Bändern und Sehnen.

Weiterhin hat die Leber eine sehr enge Beziehung zu unserem Verdauungssystem Magen und Milz (chinesisch), das ebenfalls häufig von der Stagnation einer überlasteten Leber betroffen ist: Druck- und Völlegefühl im Oberbauch, häufiges Aufstoßen, Sodbrennen, Blähungen, ein „nervöser Magen“ zeugen von einem Übergreifen der gestreßten Leber auf die benachbarten Organe.

Die Überforderungen unseres Generals zeigt sich aber nicht nur körperlich, sondern auch in einer eingeschränkten geistigen Beweglichkeit: je überlasteter und gestreßter unser  System ist, desto weniger Spielraum haben wir, desto enger wird unsere „Kappe“. Wir reagieren schneller gereizt, genervt, sind frustriert und „unter Strom“, sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Nach einem anstrengenden und vollen Arbeitstag braucht es zu Hause nur noch den einen berühmten kleinen Tropfen – „Schatz, wo hast Du denn meine Schlüssel hingelegt?“ -  und wir explodieren. Oder implodieren, je nach Typ.

Singen wir Euer Lied, kommt Euch das bekannt vor? Dieser Prozess wird gerade bei uns Deutschen häufig noch verstärkt durch ein Übermaß an Rechtschaffenheit, Pflichtschuldigkeit und Perfektionismus – die Kappe wird immer enger, der innere Druck steigt, unsere Streßmuster haben uns voll im Klammergriff.

Und was macht die Leber? Sie stagniert mehr, läuft gleichzeitig heiß in dem Versuch, gegen die Stagnation doch noch wenigstens ein wenig Energie zu bewegen – Kopfschmerzen, Schwindel, Migräne, Tinnitus, Schlaf- und Menstruationsstörungen sind nur einige der Symptome, die uns auf dieses Ungleichgewicht hinweisen.

Was tun wir nun, wenn wir uns in dieser Falle wieder finden? Ent-stressen. Ent-schleunigen. Ent-komplizieren. Unser Leben verlangsamen, vereinfachen, weniger pushen, mehr dem natürlichen Fluß des Lebens folgen. Mal Fünfe gerade sein lassen. Mehr Zeit zum Spielen nehmen, mehr genießen. Unsere Prioritäten neu setzen. Uns daran erinnern, dass unser Leben endlich ist und wirklich jederzeit und unerwartet schnell vorbei sein kann.

Um Hilfe bitten. Uns Unterstützung holen. Alten Groll loslassen, Konflikte auflösen. Und so weiter und so weiter – kurz: unser Leben verändern, Schritt für Schritt. Unsere Anforderungen an unsere Kapazitäten anpassen. Unser Wohlergehen wichtig nehmen. Über uns selbst hinausgucken und das Größere Ganze wahrnehmen. Uns selbst mögen lernen, fließender werden.

Klingt schön, nicht wahr? Entspannt sofort innen drin, wenn man sich auf die Vorstellung einläßt. Läßt uns unwillkürlich durchatmen.

 

Du machst Dir ja kein Bild…

Und jetzt kommt´s: geht aber alles nicht. „Du machst Dir ja kein Bild. Mit meinem Mann kann man einfach nicht in Frieden leben. Mein Job ist halt so, wie er ist, und in meinem Alter werde ich auch keinen neuen mehr kriegen...“ Endlos die Aufzählung der guten Gründe, warum wir einfach nicht heraus kommen aus dieser Falle.

Und da sind wir wieder bei unserem Eingangsthema: um unsere Lebensumstände zu verbessern, brauchen wir als erstes ein Bewußtsein darüber, wie die Dinge zusammenhängen und wie und vor allem: dass wir darauf Einfluss nehmen können. Dafür müssen wir Verantwortung übernehmen, aufwachen, unsere Muster kennenlernen und Wege finden, uns von ihnen zu lösen. Dafür brauchen wir Mut, müssen Risiken eingehen, es wagen, auszuscheren und eigen zu werden.

 

Und dafür wiederum brauchen wir Unterstützung, Kontakt, Gegenüber, ein Feld – ein Feld, dass uns geistig und emotional trägt, auf das wir uns beziehen können, aus dem wir Kraft schöpfen und an das wir uns anbinden können. Wir brauchen also andere Menschen, Menschen, die dasselbe wollen wie wir. Die ähnliche Erfahrungen haben und die vielleicht schon etwas weiter sind als wir. Mit denen wir ähnliche Werte teilen. Die gerne ihre Erfahrungen, Lernschritte und Handwerkszeuge mit uns teilen, auf dass wir uns gegenseitig bereichern.

Ein heilendes Feld

 Und dazu schreiben wir diesen Blog: wir möchten unser Feld mit Euch teilen, freuen uns, wenn Ihr es nutzt und dadurch wiederum selbst bereichert, wenn wir Euch hilfreich sein können mit dem, was wir bereits gelernt und erfahren haben, Euch inspirieren, provozieren, wach machen, trösten, kitzeln, mit Euch spielen dürfen. Vielleicht mögt Ihr etwas damit anfangen, vielleicht ist es Euch nützlich. Uns jedenfalls ist es ein Bedürfnis, etwas von dem in die Welt zu geben, was wir an reichen Geschenken in Laufe unseres bisherigen Lebens gesammelt und entwickelt haben. Möge es vielleicht dem einen oder der anderen nützen…

 

 

Es grüßt Euch

Lynn